Jesuiten finanzieren private Unterbringung von Flüchtlingen

Asylsuchende, die unter dem Pont Adolphe geschlafen haben, sind nun mithilfe des Hilfswerks JRS in einer Herberge untergekommen

Jesuiten finanzieren private Unterbringung von Flüchtlingen

POLITIK / FLORIAN JAVEL, Luxemburger Wort  11. November 2023

Seit zwei Wochen ist die Rede von männlichen Dublin-Geflüchteten, die aufgrund überfüllter Flüchtlingsunterkünfte in Zelten unter dem Pont Adolphe schlafen müssen. Am Mittwoch berichtete das „Luxemburger Wort“ darüber, dass rund zehn Asylbewerber in einem Hotel im Norden untergekommen seien. Für die Unterkunft sei privat bezahlt worden. Nach Erscheinen des Artikels wies das Jesuiten-Flüchtlingshilfswerk das „Wort“ darauf hin, das JRS (Jesuit Refugee Service) sei für die Unterbringung der Flüchtlinge aufgekommen. „Seit dem 31. Oktober finanziert JRS täglich und aus eigenen Mitteln die Unterbringung der Asylsuchenden in einer Herberge im Norden“, heißt es in der E-Mail von der JRS-Vorsitzenden Agnes Rausch an das „Wort“. Dem JRS gehe es bei der Aktion um „die Würde des Menschen“ und darum, „die Willkommenskultur in Luxemburg aufrechtzuerhalten“.

Asylbewerber unterzubringen, sei allerdings Aufgabe des Staates. Rausch sagt, Immigrationsminister Jean Asselborn (LSAP) und die Direktion der Einwanderungsbehörde in einem Brief über die Aktion informiert zu haben. Der Staat solle nun dem Flüchtlingshilfswerk die Bereitstellung der finanziellen Mittel privaten Ursprungs für die Unterbringung zurückerstatten. Die Flüchtlinge hätten ein Recht darauf, dass der Staat ihnen eine Unterkunft sichert.

Bereits seit 2017 betreut die JRS Dublin-Geflüchtete von Montag bis Sonntag in ihrer Tagesstätte Ubuntu. Seitdem bekannt wurde, dass Dublin-Flüchtlinge kürzlich in Zelten unter dem Pont Adolphe schlafen, würde ein Mitarbeiter des Flüchtlingshilfswerks täglich das Flüchtlings-Camp aufsuchen und die Männer am Abend zur Einwanderungsbehörde begleiten. Dort müssen sie auf einer Liste überprüfen, ob ihnen ein Platz in einer staatlichen Unterkunft vergeben wurde. Wer keinen Platz erhält, bekommt vom JRS-Mitarbeiter einen Gutschein für mehrere Übernachtungen in der Herberge im Norden als auch für Verpflegung, gibt Rausch an.
Wo Flüchtlinge nach dem 1. Dezember unterkommen müssen
Unter der Woche dürfen die Asylbewerber in den Räumlichkeiten der Herberge verweilen. Jedoch wird den Männern dazu geraten, die Tagesstätte der JRS aufzusuchen und sich tagsüber nach Luxemburg-Stadt zu begeben. So soll vermieden werden, wie es bereits in der Vergangenheit der Fall war, dass Geflüchteten ein Platz in einer staatlichen Unterkunft verweigert wird, weil sie sich nicht zeitnah bei den Behörden gemeldet haben.
Die nächste organisatorische Hürde rund um die Unterbringung von Flüchtlingen ist allerdings in Sicht. Am 1. Dezember schließt die Herberge, in denen die Dublin- Flüchtlinge untergekommen sind, ihre Türen. Rausch erhofft sich, dass die Asylsuchenden in der Winteraktion, die am 15. November eröffnen soll, unterkommen können. Als weitere Notlösung soll ein Appell an Pfadfinder-Häuser gestartet werden, um den Flüchtlingen weitere Übernachtungen auf der Straße zu ersparen. „Auf keinen Fall soll in Luxemburg jemand im Winter draußen schlafen müssen“, sagt JRS- Präsidentin Rausch dem „Wort”.